Ein Mann ging in den Wald, um nach einem Vogel zu suchen, den er mit nach Hause nehmen konnte. Er fing einen jungen Adler, brachte ihn heim und steckte ihn in den Hühnerhof zu den Hennen, Enten und Truthühnern. Und er gab ihm Hühnerfutter zu fressen, obwohl er ein Adler war, der König der Vögel. Nach fünf Jahren erhielt der Mann den Besuch eines naturkundigen Mannes. Und als sie miteinander durch den Garten gingen, sagte der: Dieser Vogel dort ist kein Huhn, er ist ein Adler! Ja, sagte der Mann, das stimmt. Aber ich habe ihn zu einem Huhn erzogen. Er ist jetzt kein Adler mehr, sondern ein Huhn, auch wenn seine Flügel drei Meter breit sind. Nein, sagte der andere. Er ist noch immer ein Adler, denn er hat das Herz eines Adlers. Und das wird ihn hoch hinauffliegen lassen in die Lüfte. Laß es mich versuchen! So geschah es. Der erste Versuch war ein Mißerfolg. Der zweite auch. Doch dann nahm der naturkundige Mann den Adler mit in die Berge. Er hob ihn hoch und sagte zu ihm: Adler, du bist ein Adler. Du gehörst dem Himmel und nicht dieser Erde. Breite deine Flügel aus und fliege! Da ließ ihn der naturkundige Mann direkt in die Sonne schauen. Und plötzlich breitete er seine gewaltigen Schwingen aus, erhob sich mit dem Schrei eines Adlers, flog höher und höher und kehrte nie wieder zurück. ((Redebaustein vgl. RB 3/2001, A56, S. 81))
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