Alfred Paul Schmidt

Als letzter Ausweg bleibt dem Künstler von heute, wenn er als Selbstdarsteller versagt, immer noch der Versuch, mit seinem Werk zu reüssieren.


Am Heiteren Spaß zu haben, ist keine Kunst, daher treibt ihn diese nur mit ernsten Dingen.


An der Spitze des Stroms wird grundsätzlich vergessen, daß man auch dort mit ihm schwimmt.


Angeblich ist die Sprache des Körpers unfähig zur Lüge, aber das macht sie untauglich für die Kunst.


Arbeit selbst verursacht heute weniger Krankheit als die Angst, sie zu verlieren.


Auch das Gerede von der Endzeit ist nur ein Spiegel unserer Eitelkeit; warum sollten gerade wir mit dem Weltuntergang ausgezeichnet werden?


Auf der Höhe der Zeit ist man nur, wenn man ihr voraus ist.


Aus dem Einklang mit der Natur zieht der Mensch den Begriff der Widernatürlichkeit.


Aus großer Höhe erkennen wir zwar stärker den Zusammenhang der Dinge, aber sie verlieren auch gleichzeitig an Bedeutung.


Aus Reformern werden häufig Korruptionisten, da sich die Gesellschaft lieber betrügen als verändern läßt.


Aus Schülern, die überall hinausfliegen, wird oft dennoch was, da sie früh das Landen erlernt haben.


Bedenkt man, wie wenig wir von uns wissen, ist unser Wunsch, verstanden zu werden, eine blanke Unverschämtheit.


Befällt die Zählleidenschaft den einzelnen, gilt sie als Neurose, die Gesellschaft zieht vor ihr aber als Statistik tief den Hut.


Bei uns klebt man so sehr an der Vergangenheit, daß man die Zukunft nur gewinnen kann, indem man sich an sie verschuldet.


Bei uns steht man plötzlich im Verdacht, nicht nur Schwarzgeld, sondern auch politische Währungen weiß zu waschen.


Bezog sich unsere Traurigkeit früher meist auf die Vergangenheit, tut sie das heute eher auf die Zukunft.


Bildung ist wie ein Augenglas, deshalb gleichen auch viele Kunstwerke einem Brillengeschäft.


Da alles Lernen wesentlich eines aus Fehlern ist, wäre es parasitär, selber keine zu machen.


Da das Ohr der konservativste aller Sinne ist, hält ein musikvernarrtes Volk grundsätzlich wenig von Veränderung.


Da der Skandal in der Kunst immer schwerer auszulösen ist, wird er zusehends zum Kriterium ihrer Qualität.


Da die Vernunft weder dem Genie noch dem Wahnsinn folgen kann, halten wir beide für verwandt.


Da die Wirklichkeit als Parodie noch am ehesten verstanden wird, bringt sie das Fernsehen unentwegt als Gespött.


Da er als Erster seinen Worten glaubt, verfällt ein Politiker zusehends dem Stumpfsinn, so er ihn zum Wählerfang benutzt.


Da Erkenntnis immer eine widerrufliche ist, entspricht ihr am besten eine ironische Sprache.


Da man die Wahrheit von keinem Politiker erwartet, geht es im Wahlkampf darum, glaubwürdig belogen zu werden.


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