Oliver Baier

Ernsthaft. Und Pessimist. Durch und durch Pessimist.


Es gab in den letzten Tagen keine Meldungen über Pannen in Temelín. Das mag daran gelegen sein, daß der Notruf ausgefallen ist.


Es gibt da eine sehr bezeichnende Geschichte: Ich stehe an einem Sonntag in aller Früh beim Billa am Praterstern an der Kassa und bin wie immer in der Früh recht mürrisch. Ich brauch' einfach sehr lange, um im Tag drinnen zu sein, klare Gedanken fassen und reden zu können. Viele legen mir das als Arroganz aus. Da steh' ich also beim Billa an der Kassa und schau zu, wie meine Sachen über den Laser gezogen werden. Sagt die Frau an der Kassa: "Na privat sind'S aber lang ned so lustig wie im Radio." Und ich schau sie an und sag': "Gehen Sie privat kassieren?" Sagt sie: "Auch wieder wahr . . ." Das ist der Punkt.


Es muß einfach einen gewissen hedonistischen Anspruch haben. Aber immer in dem Bewußtsein, daß wir uns niemals ausschließlich den Lustbarkeiten hingeben sollten. Schopenhauer sagt das so schön, und jetzt zitiere ich sehr frei: Man muß sich in dieser Hölle eine feuerfeste Stube schaffen, um seine Zeit bestmöglich über die Runden zu bringen. Wenn man das schafft, dann ist das Leben auch lebenswert.


Ich habe auch lange geglaubt, daß ich glücklich bin, wenn ich das und das erreiche, wenn ich so und so viel Geld verdiene. War ich aber überhaupt nicht. Im Endeffekt komme ich jetzt mehr und mehr drauf, was das für unerträgliche Zustände sind. Sich mit Menschen auseinander zu setzen, die man privat niemals treffen würde, aber aus beruflichem Kalkül an sich heranlassen muß. Das ist widerwärtig.


Ich umgebe mich gar nicht gerne mit Menschen auf Events, zu denen ich als Ö3-Mann Baier eingeladen werde. Die Einladungen, die stapelweise eintrudeln, die hau' ich alle in den Papierkorb. Diese Auftriebe, wo es angeblich ganz wichtig ist, dabei zu sein, weil man dort irgend jemanden trifft, die halte ich nicht mehr aus. Sie machen mich wahnsinnig und aggressiv.


Ich weiß, daß ich ein Einzelgänger bin. Und ich habe mich deshalb lange schlecht gefühlt. Weil ich glaubte, ich würde nicht entsprechen, wenn ich keine Freundin habe, wenn ich nicht verheiratet bin. Und heute, nach Abwägen aller Vor- und Nachteile, komme ich d'rauf, daß es mir wirklich gut geht. Zumindest geht's mir nicht schlechter als den Leuten in Beziehungen, die ihren täglichen Beziehungswahnsinn leben und sich am 24. Dezember den Schädel einschlagen. Klar deprimiert einen das Alleinsein ab und zu. Wie es andere deprimiert, nicht allein sein zu können.


Nein, ich bin nicht politisch, ich bin nur tagesaktuell. Ich reflektiere zu Mittag das, was die Leute seit in der Früh wissen. Und mach' mich drüber lustig. Ich informiere sie also nicht darüber, daß der Haider vom Rücktritt vom Rücktritt zurückgetreten ist, sondern wir schalten in eine fiktive Tanzschule in Klagenfurt, wo der Haider einen Kurs belegt. Und unser Mann vor Ort berichtet dann von ein Schritt vor, zwei zurück, einer vor . . .


Viele Menschen haben Probleme, wei sie krampfhaft versuchen glücklich zu sein. Sie versuchen Erfüllung in einer Beziehung zu finden, im materiellen Wohlstand oder in gesellschaftlicher Anerkennung. Und genau dieses Streben ist der Weg ins Unglück.


Wenn Leute versuchen, mir etwas Schönes zu verkaufen, dann glaube ich nicht daran. Mit meinem Pessimismus und in meinem Glauben, daß das alles gar nicht so bunt ist, wie uns vorgegaukelt wird, komme ich persönlich viel weiter.


Wie lautet die Internet-Adresse von Bill Gates? omeingott.ich.com.


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