Talmud

Werktätige Hilfe ist mehr als Almosengeben. Dies geschieht mit Geld und Geldeswert, jenes mit Wort und Tat; Almosen kann man nur Armen reichen, liebreich beistehen jedermann.


Stolz ist die Maske der eigenen Fehler.


In drei Dingen erkennt man den Menschen: im Becher, im Beutel, im Zorn.


Ehre jeden als Lehrer, von dem du etwas gelernt hast.


Erst lernen, dann selbständig denken.


Sei überaus demütig, denn das Ende des Menschen ist der Wurm.


Magst deine Fehler noch so tief verstecken, sie werden doch manchmal die Hälse recken.


Wer Gastfreundschaft übt, bewirtet gleichsam Gott selbst.


Beachte drei Dinge und du kommst nicht zur Sünde: Wisse, woher du kommst, wohin du gehst und vor wem du dereinst Rechenschaft ablegen wirst.


Das Wertvollste an einer Freundlichkeit ist die Liebe, die sie weckt.


Dem Armen läuft die Armut nach, dem Reichen der Reichtum.


Des Vaters Liebe ist der Sohn und des Sohnes Liebe – ist dessen Sohn.


Die Ehre deines Schülers sei dir ebenso lieb wie die eigene; die Ehre deines Kollegen gleiche der Ehrfurcht vor deinem Lehrer; und die Ehrfurcht vor deinem Lehrer gleiche der Ehrfurcht vor dem Himmel.


Die beste Eigenschaft ist ein gutes Herz.


Du, der du deinem Freund Übles angetan hast, was wirst du deinem Feinde antun?


Ein Mensch bleibt weise, solange er die Weisheit sucht; sobald er sie gefunden zu haben wähnt, wird er ein Narr.


Einem Baum mit vielen Wurzeln gleicht, wer vieles weiß und wenig tut. Bricht der Sturm herein, dann beugt er ihn nieder und wirft ihn um.


Es gibt keinen Menschen, der nicht seine Zukunft hätte, und es gibt kein Ding, das nicht seine Stunde bekäme.


Es gibt zehn starke Dinge. Eisen ist stark, doch schmilzt es im Feuer. Feuer ist stark, doch das Wasser löscht es. Wasser ist stark, doch Wolken verwandeln es in Dampf. Wolken sind stark, doch der Wind vertreibt sie. Der Mensch ist stark, doch die Angst wirft ihn nieder. Die Angst ist stark, doch der Schlaf überwindet sie. Der Schlaf ist stark, doch der Tod ist stärker. Herzensgüte aber übersteht auch den Tod.


Geld und Lachen können das Alter zur Jugend machen.


Gräme dich nicht über das Unglück von morgen, denn du weißt nicht, was der Tag gebiert; morgen bist du vielleicht nicht mehr da, und du grämst dich über eine Welt, die nicht dein.


Großartiger ist eine Sünde um der Sünde willen als die Erfüllung eines Gesetzes nicht um seinetwillen.


In den Brunnen, aus dem man getrunken hat, soll man keinen Stein werfen.


Lieber sterben als beschämen.


Mache die Gesetzeskunde nicht zur Krone, damit zu prangen, aber auch nicht zum Grabscheite, damit zu graben.


Sage nicht: wenn ich Zeit habe, werde ich lernen. Vielleicht hast du nie mehr Zeit.


Sei lieber Schwanz bei dem Löwen, als Haupt beim Fuchs.


Sieh nicht auf den Krug, sondern auf das, was darinnen.


Sobald der Mensch in Zorn gerät, irrt er.


Stark ist, wer sich selbst beherrscht, reich, wer mit wenigem zufrieden ist.


Verachte keinen Menschen, und halte kein Ding für unmöglich; denn es gibt keinen Menschen, der nicht seine Stunde hätte, und es gibt kein Ding, das nicht hätte seinen Platz.


Vier Gesinnungen gibt es bei den Menschen: Meines ist mein und deines ist dein; eine durchschnittliche Gesinnung; meines ist dein und deines ist mein; ein Mensch aus dem gemeinen Volke; meines ist dein und deines ist dein, ein Frommer; meines ist mein und deines ist mein; ein Bösewicht.


Warum wurde der Mensch erst am letzten Tag erschaffen? Damit er, wenn er zu eitel wird, ermahnt werden kann. ”Die Mücke ist älter als du.“


Wenn jemand sich von seiner ersten Frau scheiden läßt, vergießt sogar der Altar Tränen über ihn.


Wenn nicht ich es tue, wer sonst soll es tun? Wenn nicht gleich, wann dann?


Sage nicht, “wenn ich Zeit dazu habe”, vielleicht hast du nie Zeit dazu. Wenn nicht jetzt, wann dann?


Wessen gute Werke mehr sind als Weisheit, dessen Weisheit hat Bestand; und wessen Weisheit mehr ist als seine guten Werke, dessen Weisheit hat keinen Bestand.


Wer einen Menschen rettet, rettet die Welt.


Tröste den Trauernden nicht, solange noch sein Toter vor ihm liegt.


Fehlt die Gelegenheit zum Stehlen, glaubt der Dieb, er sei ehrlich.


Wo viel Gerechtigkeit ist, da ist viel Frieden.


Essen ist besser als Trinken für jemand unter vierzig; danach gilt die umgekehrte Regel.


Der Neid der Gelehrten fördert die Wissenschaft.


Am besten erkennt man den Charakter eines Menschen bei Geldangelegenheiten, beim Trinken und im Zorn.


Gott hat die Frau nicht aus des Mannes Kopf erschaffen, daß er ihr befehle; noch aus seinen Füßen, daß sie seine Sklavin sei; vielmehr aus seiner Seite, daß sie seinem Herzen nahe sei.


Wer eine Sünde zweimal begangen hat, der hält sie für keine Sünde mehr.


Wer ist weise? – Der von jedem Menschen lernt. Wer ist ein Held? – Der seinen Trieb überwindet. Wer ist reich? – Der mit seinem Teil zufrieden ist. Wer ist geehrt? – Der die Menschen ehrt.


Wer ohne Frau weilt, weilt ohne Sorgen.


Demütigungen sind schlimmer als Schmerzen.


Hat man dem Kinde etwas versprochen, so soll man es halten. Sonst lernt es lügen.


Wem es gelingt, das Leben auch nur eines Menschen zu erleichtern, dem wird es einmal angerechnet als hätte er die Welt gerettet.


Ein Wort gleicht der Biene, es hat Honig und Stachel.


Wer ist weise? Wer von jedermannn lernt. Wer ist stark? Wer sich selbst überwindet. Wer ist reich? Wer sich mit dem Seinigen begnügt. Wer ist achtbar? Wer die Menschen achtet.


Der Mann esse und trinke unter seinem Vermögen, er kleide sich nach seinem Vermögen und ehre seine Frau über seinem Vermögen.


Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen. Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter. Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.


Geht Wein hinein, kommt das Geheimnis heraus.


Wer das Recht des Fremden verletzt, der verletzt das Recht Gottes.


Siehst du einen Schüler der sein Thema so schwer bewältigt wie Stahl, so kommt dieses wahrscheinlich daher, das ihn sein Lehrer nicht freundlich, klar und richtig unterweist.


Nach den Kleidern ehrt man den Menschen.


Ein Mann verrät seinen Charakter durch dreierlei: Wie er trinkt, wie er ein Trinkgeld gibt, wie er die Geduld verliert.


Wer mit dem Fuße strauchelt, kann sich leicht das Bein zerschlagen. Wer mit der Zunge strauchelt, riskiert leicht Kopf und Kragen.


Ein klein wenig Lob darf man dem Menschen ins Gesicht sagen, das ganze Lob aber nur in seiner Abwesenheit.


Was und wie der Mensch ist – so träumt er.


Wer den Ort wechselt, verändert sein Schicksal.


Dem Gewissenhaften ist das Amt mehr Bürde als Würde.


Der Friede ist die Grundlage des ehelichen Glücks.


Dich erlaubter Sünden zu enthalten, macht keinen Heiligen aus dir, eher einen Sünder.


In seinem Hause ist selbst der Arme ein Fürst.


Kommt das Glück des Hauses, so kommt das Glück der Welt.


Nicht das Amt ehrt den Mann, sondern der Mann ehrt das Amt.


Prüfe den Inhalt, nicht die Flasche.


Undankbarkeit ist schlimmer als Diebstahl.


Wer andere achtet, wird geachtet.


Warte nicht mit Essen und Trinken; denn die Welt, die wir verlassen müssen, gleicht einem Festmahle. Im Grabe gibt es keinen Genuß, und die Tod wartet nicht. Die Menschen alle gleichen den Pflanzen auf dem Felde; die einenm erblühen, die anderen verwelken.


Der Mensch ist stark, doch die Angst wirft ihn nieder. Die Angst ist stark, doch der Schlaf überwindet sie. Der Schlaf ist stark, doch der Tod ist stärker. Herzensgüte aber übersteht auch den Tod.


Taten der Güte wiegen alle Gebote auf.


We im lo achschaw, emataj Und wenn nicht jetzt, wann dann?


Mose empfing das Gesetz am Sinai. Und von Moses kam es auf Josua und von Josua auf die Ältesten und von den Ältesten auf die Propheten und von den Propheten auf die Männer der Großen Ratsversammlung. Und diese lehrten drei Dinge: Seid bedächtig beim Rechtsprechen! Nehmt viele Schüler an! Macht einen Zaun um das Gesetz!


Simon der Gerechte war einer der letzten Männer der Großen Ratsversammlung. Er sagte: Drei Dinge sind es, auf denen die Welt beruht: Das Gesetz, der Gottesdienst, die Werke der Nächstenliebe.


Antigonus aus Soko war Schüler Simons des Gerechten. Er sagte: Seid nicht wie Knechte, die dem Herrn nur in der Hoffnung auf Belohnung dienen. Seid vielmehr wie die Knechte, die dem Herrn dienen, ohne an die Belohnung zu denken. Nur die Ehrfurcht vor dem Himmel sei über euch.


Und Jose, Joezers Sohn, aus Sereda sagte: Dein Haus sei ein Versammlungsort weiser Männer. Bestäube dich mit dem Staub ihrer Füße, und trinke durstig ihre Worte.


Und Jose, Jochanans Sohn, aus Jerusalem sagte: Die Tür deines Hauses sei weit geöffnet, daß die Armen deine Hausgenossen seien. Und rede nicht viel mit dem Weib. – Dies sagten sie von der eigenen Frau; wieviel mehr gilt es dann von des Nächsten Weib! Dazu sagten die Weisen: Wer viel mit dem Weibe redet, der schädigt sich und vernachlässigt die Erforschung des Gesetzes und erwirbt schließlich die Hölle.


Die Schüler der Vorigen waren Josua, Perachjas Sohn, und Nitai aus Arbel. Und Josua, Perachjas Sohn sagte: Such dir einen Lehrer und erwirb dir einen Freund. Beurteile jeden Menschen nach der guten Seite.


Und Nitai aus Arbel sagte: Meide einen bösen Nachbarn, mach dich nicht gemein mit einem Gottlosen, und gib den Gedanken an das Strafgericht nicht auf.


Die Schüler der vorigen waren Juda, Tabais Sohn, und Simon, Schetachs Sohn. Und Juda, Tabais Sohn sagte: Wenn du richtest, handele nicht wie die Fürsprecher vor Gericht. Solange die Parteien vor dir stehen, sollen sie wie Schuldige erscheinen in deinen Augen, wenn sie aber von dir gehen, sollen sie schuldlos erscheinen in deinen Augen, wenn sie das Urteil anerkannt haben.


Und Simon, Schetachs Sohn, sagte: Prüfe die Zeugen genau, und sei vorsichtig mit deinen Worten, damit sie daraus nicht lernen, wie sie lügen sollen.


Die Schüler der vorigen waren Schemaja und Abtalion. Und Schemaja sagte: Liebe die Arbeit und hasse das Würdenamt, und suche dich nicht mit der Obrigkeit zu verbinden.


Und Abtalion sagte: O ihr Weisen seid vorsichtig mit den Worten, denn ihr könntet euch der Verbannung schuldig machen und verbannt werden an einen Ort schlechten Wassers, und die Schüler, die euch nachfolgen an diesen Ort, würden davon trinken und müßten sterben, denn da sie trinken das schlechte Wasser der falschen Lehre, wird der göttliche Name entweiht.


Die Schüler der vorigen waren Hillel und Schammai. Und Hillel sagte: Sei wie die Jünger Aarons und liebe den Frieden und strebe nach Eintracht, liebe die Menschen und führe sie zum Gesetz.


Ferner sagte er: Wer seinen Namen groß machen will, wird ihn verlieren. Und wer nicht zunimmt, der nimmt ab. Und wer nicht lernt, der ist des Todes schuldig. Und wer die Krone nur ausnützt, der wird zugrunde gehen.


Und Schammai sagte: Mach die Erforschung des Gesetzes zum Mittelpunkt deines Lebens. Versprich wenig und tue viel. Empfange jeden Menschen mit freundlicher Miene.


Rabban Gamaliel sagte: Such dir einen Lehrer, und erhebe dich aus dem Zweifel. Entrichte den Zehnten nicht nach Gutdünken.


Sein Sohn Simon sagte: Mein ganzes Leben habe ich verbracht unter den Weisen und fand nichts besser für den Sterblichen als das Schweigen. Nicht das Lehrgespräch ist die Hauptsache, sondern das Tun, und wer viel redet, bringt Sünde hervor.


Rabban Simon, Gamaliels Sohn, sagte: Auf drei Dingen beruht die Welt: Auf Recht, auf Wahrheit und auf Frieden, denn es steht geschrieben (Sach.8.16): Rede einer mit dem anderen Wahrheit, und richtet recht, und schaffet Frieden in euren Toren.


Und alles, was der Heilige, gepriesen sei er, geschaffen hat; schuf er zu seiner Ehre, denn es steht geschrieben [Jes. 43,7]: alle, die mit meinem Namen genannt sind, die ich geschaffen habe zu meiner Herrlichkeit und zubereitet und gemacht. Ferner steht geschrieben [2. Mos. 15,18]: Der HERR wird König sein immer und ewig.


Rabbi Simon, Menasjas Sohn, sagte: Diese sieben Dinge, die die Weisen den Gerechten zuschreiben, haben sich alle an Rabbi und seinen Kindern erfüllt.


Rabbi Simon, Menasjas Sohn, sagte im Namen des Rabbi Simon, Jochais Sohn: Schönheit, Macht, Reichtum, Ehre, Weisheit, Alter, Greisenalter und Kindersegen zieren die Gerechten, und sie zieren die Welt, denn es steht geschrieben [Spr. 16,31]: Graue Haare sind die Krone der Ehren, die auf dem Wege der Gerechtigkeit gefunden wird. Ferner steht geschrieben [Spr. 17,6]: Der Alten Krone sind Kindeskinder, und der Kinder Ehre sind ihre Väter. Ferner steht geschrieben [Spr. 20,29]: Der Jünglinge Stärke ist ihr Preis; und graues Haar ist der Alten Schmuck. Ferner steht geschrieben [Jes. 24,23]: Und der Mond wird sich schämen, und die Sonne mit Schanden bestehen, wenn der Herr Zebaoth König sein wird auf dem Berge Zion und zu Jerusalem und vor seinen Ältesten in der Herrlichkeit.


Strebe nicht nach Würden, und laß dich nicht gelüsten nach Ehren, die mehr erfordern, als du gelernt hast. Laß dich nicht gelüsten nach der Speise der Könige, denn deine Speise ist besser und deine Krone größer als ihre. Und dein Meister wird dir sicher den Lohn für deine Mühen geben.


Dies ist der richtige Weg zum Gesetz: Iß Brot mit Salz, trinke Wasser nach dem Maß [Hes. 4.11], schlafe auf der Erde, lebe entbehrungsreich, und mühe dich ab mit dem Gesetz. Tust du also, dann: wohl dir, du hast es gut. [Ps. 128.2] »Wohl dir« – auf dieser Welt, und »du hast es gut« – in der zukünftigen.


Rabbi – das ist Juda der Fürst, der Sohn Simons –, er sagte: Welches ist der rechte Weg, daß ihn der Mensch wähle? – Der den ehrt, der ihn einschlägt, und der ihm Achtung einbringt bei den Leuten. Beachte ein geringes Gebot genau so wie ein wichtiges, denn du weißt nicht, wie sie vergolten werden. Halte gegen den Verlust wegen Einhaltung eines Gebots den dadurch entstehenden Gewinn, und gegen den Gewinn wegen Übertretung den dadurch entstehenden Verlust. Merk auf drei Dinge, und du wirst nicht in Sünde fallen: Beherzige was über dir ist, ein Auge das sieht und ein Ohr das hört, und daß alle deine Werke in ein Buch geschrieben werden.


Rabban Gamaliel, Rabbi Judas des Fürsten Sohn, sagte: Es ist ein köstlich Ding, die Erforschung des Gesetzes mit weltlichen Werken zu verbinden, denn das Mühen um beide läßt das Sündigen vergessen. Die Erforschung des Gesetzes ohne einen anderen Lebenserwerb aber muß zunichte werden und zieht Sünde nach sich. Die sich im Dienst an der Gemeinde abmühen, sollen also tun um des Himmels willen, denn das Verdienst ihrer Väter hilft ihnen, und die Gerechtigkeit ihrer Väter besteht in Ewigkeit. Er spricht: Euch aber will ich reichen Lohn zurechnen, als hättet ihr alles vollbracht.


Seid vorsichtig im Umgang mit den Großen, denn nur aus Eigennutz sind sie herablassend gegen die Menschen. Sie stellen sich freundlich, doch nur wenn sich daraus ein Vorteil für sie ergibt. In der Notzeit aber stehen sie dem Menschen nicht bei.


Ferner sagte Rabban Gamaliel: Tu seinen Willen, als sei es dein Willen, damit er deinen Willen als seinen Willen tue. Brich deinen Willen vor seinem Willen, damit er den Willen anderer vor deinem Willen breche.


Hillel sagte: Sondere dich nicht ab von der Gemeinde. Mißtraue dir selbst bis zu deinem letzten Atemzug. Richte nicht deinen Nächsten, ehe du selbst nicht in seine Lage gekommen bist. Rede nichts Unverständliches in der Annahme, man werde es später schon verstehen. Und sprich niemals: Wenn ich Muße habe, dann will ich lernen, denn wer weiß, ob du jemals Muße findest.


Er sagte ferner: Wer das Gesetz nicht kennt, der scheut keine Sünde, und wer nichts weiß, kann nicht gerecht sein. Ist einer schüchtern, dann vermag er nichts zu lernen, und ist einer aufbrausend, dann kann er nicht lehren. Und wer viel Handel treibt, wird nicht weise. Fehlt es an einem Ort an Männern, dann bemühe dich, ein Mann zu sein.


Und da er sah einen Schädel auf dem Wasser treiben, redete er ihn an und sprach: Weil du ertränkt hast, ertränkte man dich, und die dich ertränkten, werden ertrinken.


Er sagte ferner: Mehr Fleisch bedeutet auch mehr Gewürm. Mehr Güter, mehr Sorgen. Mehr Mägde, mehr Unzucht. Mehr Knechte, mehr Untreue. Mehr Weiber, mehr Zauberei. Mehr Gesetz, mehr Leben. Mehr Lehre, mehr Weisheit. Mehr Rat, mehr Einsicht. Mehr Werke der Nächstenliebe, mehr Frieden. Und wer einen guten Leumund erworben hat, der besitzt das ewige Leben.


Und Rabban Jochanan, Zakkais Sohn, war Schüler Hillels und Schammais, und er sagte: Rühme dich nicht, wenn du viel im Gesetz geforscht hast, denn dazu wurdest du ja erschaffen.


Es hatte Rabban Jochanan, Zakkais Sohn, fünf Schüler: Rabbi Eliezer, des Hyrkanos Sohn, Rabbi Josua, Chananjas Sohn, Rabbi Jose, den Priester, Rabbi Simon, Nathanaels Sohn und Rabbi Eleazar, Araks Sohn.


Er lobte ihre Tugenden, indem er sprach: Rabbi Eliezer, des Hyrkanos Sohn, – er ist wie eine gut ausgekalkte Zisterne, die keinen Tropfen verlorengehen läßt. Rabbi Josua, Chananjas Sohn, – gebenedeit sei, die ihn geboren. Rabbi Jose, der Priester, – er ist ein Gerechter. Rabbi Simon, Nathanaels Sohn, – er fürchtet die Sünde. Rabbi Eleazar, Araks Sohn, – er ist wie eine Quelle, die immer stärker strömt.


Auch pflegte er zu sagen: Wären alle Weisen Israels in einer Waagschale und Eliezer, des Hyrkanos Sohn in der anderen, dann würde er sie alle aufwiegen. Und Abba Saul sagte in seinem Namen: Wären alle Weisen Israels in einer Wagschale und Eliezer, Sohn des Hyrkanos, noch dazu, und wäre Rabbi Eleazar, in der anderen, dann würde er sie alle aufwiegen.


Er sprach zu ihnen: Gehet hin und sehet, welches der richtige Weg ist, daß ihn sich ein Mensch erwähle. Da sprach Rabbi Eliezer: Ein freundliches Auge. Und Rabbi Josua sprach: Ein guter Freund. Und Rabbi Jose sprach: Ein guter Nachbar. Und Rabbi Simon sprach: Vorausschauendes Handeln. Und Rabbi Eleazar sprach: Ein gutes Herz. Da antwortete er ihnen und sprach: Eleazar, Araks Sohn, hat am besten geantwortet, denn in seinen Worten sind eure enthalten.


Ferner sprach er zu ihnen: Gehet hin und sehet, welches der schlimmste Weg ist, daß der Mensch ihn meide. Da sprach Rabbi Eliezer: Ein böses Auge. Und Rabbi Josua sprach: Ein schlechter Freund. Und Rabbi Jose sprach: Ein böser Nachbar. Und Rabbi Simon sprach: Geborgtes nicht zurückerstatten. Und dabei gilt es gleich, ob einer von Menschen borgt oder von Gott, denn es steht geschrieben [Ps. 37.21]: Der Gottlose borgt und bezahlt nicht, der Gerechte aber ist barmherzig und gibt. Und Rabbi Eleazar sprach: Ein böses Herz. Da antwortete er ihnen und sprach: Eleazar, Araks Sohn, hat am besten geantwortet, denn in seinen Worten sind eure enthalten.


Jeder von ihnen lehrte drei Dinge. – Rabbi Eliezer sagte: Achte die Ehre deines Nächsten wie deine eigene. Hüte dich vor dem Zorn. Tu Buße einen Tag vor deinem Tode! Wärme dich am Feuer der Weisen, doch hüte dich vor ihren glühenden Kohlen, daß du dich nicht verbrennst, denn ihr Biß ist wie der eines Fuchses, und ihr Stich ist wie der eines Skorpions, und ihr Zischen ist wie das Zischen einer Schlange, und ihre Worte sind wie glühende Kohlen.


Und Rabbi Josua sagte: Das böse Auge, böse Leidenschaft und Menschenhaß bringen den Menschen aus der Welt.


Und Rabbi Jose sagte: Achte deines Nächsten Gut wie dein eigenes. Bereite dich gut vor, das Gesetz zu lernen, denn es fällt dir nicht einfach als Erbe zu. Was du tust, tue um des Himmels willen.


Und Rabbi Simon sagte: Sei aufmerksam und genau beim Lesen des »Höre Israel« und beim Achtzehngebet. Wenn du betest, mache dein Gebet nicht zu etwas Äußerlichem, sondern bete mit Inbrunst und Flehen vor Gott, denn es steht geschrieben [Joel 2,13]: Er ist gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte, und ihn reut bald der Strafe. Erscheine dir selbst nicht als einer, der straft.


Und Rabbi Eleazar lehrte: Bemühe dich eifrig, das Gesetz zu lernen, damit du dem Gottlosen zu erwidern weißt. Halte fest im Sinn, für wen du dich mühst, und wer dein Meister ist, der dir sicher den Lohn geben wird für deine Mühen.


Rabbi Tryphon sagte: Kurz ist der Tag, und ist viel der Arbeit. Träge sind die Arbeiter, und hoch ist der Lohn. Und der Meister drängt.


Ferner sagte er: Zwar ist es nicht deine Sache, die Arbeit zu vollenden, doch darfst du dich ihrer auch nicht einfach entledigen. Hast du viel im Gesetz geforscht, wird dein Lohn groß sein; denn dein Meister wird dir sicher den Lohn geben für deine Mühen. Halte aber fest im Sinn, daß die Gerechten ihren Lohn erst in der zukünftigen Welt erhalten werden.


Akabja, Mahalaleels Sohn, sagte: Auf drei Dinge achte, dann verfällst du nicht der Sünde: Halte fest im Sinn, woher du kommst, wohin du gehst, und vor wem du dereinst Rechenschaft geben mußt. – Woher du kommst: Aus einem stinkenden Tropfen. – Wohin du gehst: An den Ort des Staubs und des Moders und der Würmer. – Vor wem du dereinst Rechenschaft geben mußt: Vor dem König der Könige, dem Heiligen, gepriesen sei er.


Rabbi Chanina, der Vorsteher der Priester, sagte: Bete für das Wohl der Obrigkeit, denn gäbe es keine Furcht vor ihr, würde einer den anderen lebendig verschlingen.


Rabbi Chanina, Teradions Sohn, sagte: Wenn zwei beieinander sitzen und nicht reden über das Gesetz, dann ist das ein Zusammensitzen von Spöttern, denn es steht geschrieben: Wohl dem der nicht sitzt, da die Spötter sitzen. [Ps. 1,1] – Wenn aber zwei beieinander sitzen und reden über das Gesetz, dann ist seine Gegenwart bei ihnen, denn es heißt [Mal.3,16]: Aber die Gottesfürchtigen trösten einer den anderen also: Der Herr merkt auf und hört es, und vor ihm ist ein Denkzettel geschrieben für die, so den Herrn fürchten und an seinen Namen gedenken. – Ich weiß es darum von zweien. Woher aber weiß ich, daß der Heilige, gepriesen sei er, auch dem seinen Lohn geben wird, der allein dasitzt und das Gesetz erforscht? Es steht geschrieben: Es ist ein köstlich Ding, daß ein Einsamer geduldig sei, wenn es ihm auferlegt ist.


Rabbi Simon sagte: Wenn drei an einem Tisch essen und nicht reden über die Worte des Gesetzes, dann ist es so, als ob sie von Götzenopfern äßen, denn es steht geschrieben [Jes. 28.8]: Denn alle Tische sind voll Speiens und Unflats an allen Orten. – Wenn aber drei an einem Tisch essen und reden über die Worte des Gesetzes, dann ist es so, als ob sie von Gottes Tisch äßen, denn es steht geschrieben: Und er sprach zu mir: Das ist der Tisch der vor dem Herrn stehen soll. [Hes. 41.22]


Rabbi Chanina, Chatdnais Sohn, sagte: Wer des Nachts wach ist, und wer allein reist, und wer sein Herz nichtigen Gedanken zuwendet, verwirkt sein Leben.


Rabbi Nechunja, Hakkanas Sohn, sagte: Wer das Joch des Gesetzes trägt, dem wird das Joch der Regentschaft genommen und das Joch der weltlichen Sorgen. Wer aber das Joch des Gesetzes abschüttelt, der muß das Joch der Regentschaft tragen und das Joch der weltlichen Sorgen.


Rabbi Chalaphta aus Kephar Chananja sagte: Wenn zehn beieinander sitzen und reden über das Gesetz, dann ist Seine Gegenwart bei ihnen, denn es steht geschrieben: Gott steht in der Gemeinde Gottes. [Ps. 82,1] – Und über fünf steht geschrieben: Er ists, der seinen Bund auf der Erde gründet. [Amos 9,6] Der Bund aber bedeutet die Hand. – Und über drei steht geschrieben: Und ist ein Richter unter den Göttern. [Ps. 82,1] – Und über zwei steht geschrieben: Aber die Gottesfürchtigen trösten einer den anderen also: Der Herr merkt auf und hört es. [Mal. 3,16] Und über einen heißt es [2. Mos. 20,24]: Denn an welchem Ort ich meines Namens Gedächtnis stiften werde, da will ich zu dir kommen und dich segnen.


Rabbi Eleazar aus Bartotha sagte: Gib Ihm von dem, das Ihm gehört, denn du und das Deine sind ja sein. Und es steht geschrieben von David, da er Ihn lobte: Denn von dir ist alles gekommen, und von deiner Hand haben wir dirs gegeben. [1. Chr. 29,24]


Rabbi Simon sagte: Wer einen Weg geht und das Gesetz erforscht, die Erforschung aber unterbricht und spricht: Wie schön ist dieser Baum! Wie schön ist dieses Feld! dem wird es angerechnet, als hätte er sein Leben verwirkt.


Rabbi Dostai, Jannais Sohn, sagte im Namen des Rabbi Meir: Wer auch nur ein Wort vergißt von seiner Erforschung des Gesetzes, dem wird es angerechnet, als hätte er sein Leben verwirkt, denn es steht geschrieben [5. Mos. 4,9]: Hüte dich nur und bewahre deine Seele wohl, daß du nicht vergessest der Geschichten, die deine Augen gesehen haben. – Man könnte wohl meinen, daß dies auch gilt, wenn dem Menschen die Erforschung zu schwer ist; aber es steht weiter geschrieben: Und dass sie nicht aus deinem Herzen kommen all dein Leben lang. – Er hat also sein Leben nur dann verwirkt, wenn er sich hinsetzt und die Worte des Gesetzes aus seinem Herzen kommen läßt.


Rabbi Chania, Dosas Sohn, sagte: Wem die Furcht vor Sünde wichtiger ist als seine Weisheit, dessen Weisheit bleibt bestehen. Und wem seine Weisheit wichtiger ist als die Furcht vor Sünde, dessen Weisheit wird vergehen.


Er sagte ferner: Wem gute Werke mehr gelten als seine Weisheit, dessen Weisheit bleibt bestehen. Und wem Weisheit mehr gilt als seine guten Werke, dessen Weisheit wird vergehen.


Und er pflegte zu sagen: Wer bei seinen Mitmenschen Wohlgefallen findet, der findet auch Wohlgefallen bei Gott, und wer bei seinen Mitmenschen kein Wohlgefallen findet, der findet auch kein Wohlgefallen bei Gott.


Rabbi Dosa, der Sohn des Archinos, sagte: Morgens schlafen, mittags Wein trinken, Kindergeschwätz und sitzen, wo sich die Unwissenden aus dem gemeinen Volk versammeln, bringen den Menschen aus der Welt.


Rabbi Eleazar aus Modaim sagte: Wer entweiht, was geheiligt ist, wer die Feste schändet, wer etwas tut, daß sein Nächster erbleichen muß vor den Leuten, wer den Bund der Beschneidung unseres Vaters Abraham bricht, und wer das Gesetz falsch auslegt, hat an der zukünftigen Welt keinen Teil, selbst wenn er gute Werke getan und das Gesetz erforscht hat.


Rabbi Ismael sagte: Sei dienstfertig und nachgiebig bei erzwungenem Dienst, und nimm jeden Menschen freundlich auf.


Rabbi Akiba sagte: Scherzen und Leichtsinn verleiten zur Unzucht. Und er sagte: Die überlieferten Buchstaben sind ein Zaun um das Gesetz, die Abgaben des Zehnten sind ein Zaun um den Reichtum, Gelübde sind ein Zaun um die Enthaltsamkeit, und Schweigen ist ein Zaun um die Weisheit.


Er sagte ferner: Der Mensch wird geliebt, denn er ward erschaffen nach dem Ebenbild [1. Mos. 1,27]; noch größere Liebe aber ist es, daß ihm offenbart ward, dass er nach dem Ebenbild geschaffen worden ist; denn es steht geschrieben: denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht. [1. Mos. 9,6] – Die Israeliten werden geliebt, denn sie heißen Kinder Gottes; noch größere Liebe aber ist es, dass ihnen offenbart ward, daß sie Gottes Kinder heißen; denn es steht geschrieben [5. Mos. 14,1]: Ihr seid Kinder des HERRN, eures Gottes. – Die Israeliten werden geliebt, denn sie empfingen ein kostbares Geschenk; noch größere Liebe aber ist es, daß ihnen offenbart ward, daß sie ein kostbares Geschenk empfingen, durch das die Welt erschaffen worden ist, denn es steht geschrieben [Spr. 4,2]: Denn ich gebe euch eine gute Lehre; verlasset mein Gesetz nicht.


Alles ist vorhergesehen, doch die freie Wahl ist gegeben. Mit Güte wird die Welt gerichtet, und alles wird vergolten nach dem Maß der guten Werke.


Ferner sagte er: Alles wird auf Bürgschaft gegeben, und ein Netz ist über alles gebreitet, was da lebt. Der Laden ist geöffnet, der Krämer gibt gegen Bürgschaft, die Schreibtafel liegt offen und die Hand schreibt. Wer borgen will, mag kommen und borgen. Die Eintreiber der Schulden gehen beständig umher jeden Tag und treiben das Schuldige ein von dem Menschen, ob er will oder nicht, denn sie haben etwas, worauf sie sich stützen, die Eintragungen. Das Gericht ist gerecht und sein Spruch ruht auf Wahrheit, und zum Mahl ist alles bereit.


Rabbi Eliezer, Azarjas Sohn, sagte: Ohne Gesetz keine gute Sitte, und ohne gute Sitte kein Gesetz. Ohne Weisheit keine Gottesfurcht, und ohne Gottesfurcht keine Weisheit. Ohne Einsicht kein Wissen, und ohne Wissen keine Einsicht. Ohne Nahrung kein Gesetz, und ohne Gesetz keine Nahrung.


Rabbi Eliezer, Chasmas Sohn, sagte: “Nester” (Vogelopfer) und “Reinigungen” sind die Hauptspeisen der Weisheit, Astronomie und Geometrie sind nur Beilagen dazu.


Nicht liegt es an dir, das Werk zu vollenden, aber du bist auch nicht frei, von ihm abzulassen.


Betrachte nicht den Krug, sondern dessen Inhalt.


Zomas Sohn sagte: Wer ist weise? Der von allen Menschen lernt, denn es steht geschrieben: Ich bin gelehrter als alle meine Lehrer. [Ps. 119.99] – Wer ist ein Held? Der seine Leidenschaften überwindet, denn es steht geschrieben: Ein Geduldiger ist besser als ein Held, und der seines Mutes Herr ist, denn der Städte gewinnt. [Spr. 16.32] – Wer ist reich? Der sich bescheidet, denn es steht geschrieben: Du wirst dich nähren durch deiner Hände Arbeit; wohl dir, du hast es gut. [Ps. 128.2] »Wohl dir« – in dieser Welt und »du hast es gut« – in der zukünftigen. – Wer ist geehrt? Der die Menschen ehrt, denn er steht geschrieben: Wer mich ehrt, den will ich auch ehren; wer aber mich verachtet, der soll wieder verachtet werden. [1. Sam. 2.30]


Azzais Sohn sagte: Laufe nach einem geringfügigen guten Werk wie nach einem großen, und fliehe die Sünde; denn ein gutes Werk zieht ein anderes nach sich, und eine Sünde zieht eine andere nach sich. Der Lohn für ein gutes Werk ist ein gutes Werk, und der Sünde Lohn ist weitere Sünde.


Ferner sagte er (Azzais Sohn): Verachte keinen Menschen, und halte nichts für unmöglich; denn jeder Mensch hat seine Zeit, und jedes Ding hat seinen Ort.


Rabbi Levitas aus Jabne sagte: Sei sehr demütig, denn zu erhoffen hat der Mensch Moder und Gewürm.


Rabbi Jochanan, Berokas Sohn, sagte: Wer den Namen Gottes im Verborgenen entweiht, den trifft die Vergeltung vor aller Augen, und es ist einerlei, ob es durch Irrtum oder aus Vermessenheit geschah.


Rabbi Ismael, sein Sohn, sagte: Wer lernt, um zu lehren, dem wird gegeben, zu lernen und zu lehren. Und wer lernt, um danach zu handeln, dem wird gegeben, zu lernen und zu lehren und zu erwägen und danach zu handeln.


Rabbi Sadok sagte: Mach die Gesetzeskunde nicht zur Krone, damit zu glänzen, und nicht zum Grabscheit, damit zu graben. Denn so sagte schon Hillel: Wer die Krone nur ausnützt, der wird zugrunde gehen. Darum: wer die Worte des Gesetzes ausnützt, nimmt sein Leben aus der Welt hinweg.


Rabbi Jose sagte: Wer das Gesetz ehrt, ist auch geehrt bei seinen Mitmenschen, und wer das Gesetz herabsetzt, der ist auch bei seinen Mitmenschen ohne Würde.


Rabbi Ismael, sein Sohn, sagte: Wer Gerichtshändel meidet, der befreit sich von Feindschaft, Raub und Meineid. Wer aber stolz ist im Amt der Rechtslehre, der ist töricht, gottlos und aufgeblasen.


Ferner sagte er: Urteile nicht allein, denn es gibt nur Einen, der allein richten kann. Dränge als Richter auch nicht zu deiner Meinung die da sind mit dir in der Gerichtsversammlung, denn sie dürfen es wohl, du aber nicht.


Rabbi Jonathan sagte: Wer das Gesetz erfüllt in der Armut, wird es auch später im Reichtum erfüllen, und wer das Gesetz in der Armut missachtet, wird es auch später im Reichtum verachten.


Rabbi Meir sagte: Setze Schranken deinem Gewerbe und erforsche das Gesetz. Sei demütig gegen jedermann. Wenn du nachlässig bist in der Erforschung des Gesetzes, dann werden viele Widrigkeiten sein wider dich. Wenn du dich aber in der Erforschung des Gesetzes abgemüht hast, dann wirst du reichen Lohn empfangen.


Rabbi Eliezer, Jakobs Sohn, sagte: Wer ein Gebot hält, erwirbt sich einen Fürsprecher, und wer eine Sünde begeht, erwirbt sich einen Ankläger. Buße und gute Werke aber sind ein Schild gegen das Strafgericht.


Rabbi Jochanan der Sandalenmacher sagte: Eine Gemeinde, die im Namen des Himmels zusammenfindet, wird dauern fort und fort, und eine Gemeinde, die nicht im Namen des Himmels zusammenfindet, wird nicht Bestand haben.


Rabbi Eleazar, Schamuas Sohn, sagte: Die Ehre deines Schülers sei dir so wert, wie deine eigene, und die Ehre, die du deinem Freund erweist, sei wie die Ehrfurcht vor deinem Lehrer, und die Ehrfurcht vor deinem Lehrer sei wie die Ehrfurcht vor dem Himmel.


Rabbi Juda sagte: Sei vorsichtig, wenn du lehrst, denn beim Lehren wird dir jedes Versehen als Vorsätzlichkeit zugerechnet.


Rabbi Simon sagte: Es gibt drei Kronen: Die Krone des Gesetzes, die Krone des Priestertums und die Krone des Königtums. Die Krone des guten Namens aber übertrifft sie alle.


Rabbi Nehorai sagte: Laufe nach dem Ort des Gesetzes, und sage nicht, es werde zu dir kommen, oder deine Freunde würden es dir aufbewahren. Und verlasse dich nicht auf deinen Verstand.


Rabbi Jannai sagte: Wir vermögen nichts gegen die Behaglichkeit der Frevler und nichts gegen die Leiden der Gerechten.


Rabbi Mathja, Chereschs Sohn, sagte: Komme jedermann zuvor mit deinem Gruß. Sei eher bei den Löwen ein Schwanz, aber nicht ein Haupt bei den Füchsen.


Rabbi Jakob sagte: Die Welt ist nur ein Vorhof der zukünftigen. Im Vorhof mach dich bereit, auf daß du eingelassen werdest in den Festsaal.


Ferner sagte er: Eine Stunde der Buße und der guten Werke in dieser Welt ist besser, als das ganze Leben in der zukünftigen. Und eine Stunde der Seligkeit in der zukünftigen Welt ist besser als das ganze Leben in dieser.


Rabbi Simon, Eleazars Sohn, sagte: Besänftige deinen Nächsten nicht in der Stunde seines Zorns. Tröste ihn nicht, wenn noch sein Toter vor ihm liegt. Entbinde ihn nicht von seinem Gelübde. Suche ihn nicht zu sehen in der Stunde seiner Sünde.


Samuel der Kleine sagte: Freue dich des Falles deines Feindes nicht, und dein Herz sei nicht froh über seinem Unglück; der HERR möchte es sehen, und es möchte ihm übel gefallen und er seinen Zorn von ihm wenden.


Elischa, Abujas Sohn, sagte: Was gleicht dem Lernen in der Jugend? Es ist so als schriebe man mit Tinte auf frisches Papier. – Was gleicht dem Lernen im Alter? Es ist so, als schriebe man mit Tinte auf radiertes Papier.


Rabbi Jose, Judas Sohn, aus Kephar Babli sagte: Was gleicht dem, das man von Kindern lernt? Es ist so, als äße man unreife Trauben oder tränke Most aus der Kelter. Was gleicht dem, das man von Alten lernt? Es ist so, als äße man reife Trauben oder tränke alten Wein.


Rabbi Eleazar der Gummihändler sagte: Neid, Wollust und Ehrgeiz richten den Menschen zugrunde.


Ferner sagte er: Den Geborenen ist bestimmt zu sterben, den Verstorbenen, wieder zu leben, und den wieder Lebenden, gerichtet zu werden. Alle sollen erkennen, erfahren und im Sinn halten, dass ER Gott ist, der Bildner und der Schöpfer, der alles sieht, der Richter, der Zeuge und der Kläger. Und er wird richten zu seiner Zeit. Gepriesen sei er, vor dem es gibt nicht Unrecht noch Vergessen, nicht Ansehen der Person noch Bestechung, denn alles ist sein. Wisse auch, dass alles zugerechnet wird, und traue nicht deinem Wahn, das Grab sei eine Zuflucht für dich. Nicht nach deinem Willen wurdest du geschaffen, nicht nach deinem Willen lebst du, nicht nach deinem Willen wirst du sterben, und nicht nach deinem Willen musst du Rechenschaft geben und Rechnung legen zu seiner Zeit vor dem König der Könige, dem Heiligen, gepriesen sei er.


Ich wuchs unter den Weisen auf mein Leben lang und fand nichts Besseres für den Menschen als Schweigen. Nicht das Forschen ist die Hauptsache, sondern das Tun.


Wer ist weise? Der von jedem Menschen lernt. Wer ist stark? Der seine Leidenschaft besiegt. Wer ist reich? Der mit seinem Schicksal zufrieden ist. Wer wird von den Menschen geehrt? Der die Menschen ehrt.


Verurteile deinen Nächsten nicht: Du weißt nicht, was du in seiner Lage getan hättest.


Ein geiziger Mensch ist wie ein gemästeter Ochse: Sein Fett wird er erst hergeben, wenn man ihm sein Leben nimmt.


Sei lieber der Schweif des Löwen als das Haupt der Füchse.


Warum ist Israel wie eine Olive? Wie die Olive ihr Öl nicht hergibt, bis man sie preßt, so bessern sich die Kinder Israels nicht, bis Nöte sie heimsuchen.


Wenn dich deine Freunde einen Esel heißen, so lade dir einen Sattel auf.


Wer Almosen gibt, gebe sie heimlich, damit der Bedürftige nicht beschämt wird.


Je mehr Bedürfnisse ein Wesen hat, desto mehr Genüsse zu empfinden ist es befähigt.


Das stolze Bewußtsein der eigenen Kraft, der eigenen Weisheit, der eigenen Tugend ist fast immer mit Lieblosigkeit gegen die Schwachen, Einfältigen und Fehlerhaften gepaart.


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