Jean Paul

Die Weiber stehen immer gegen die Männer in jenem Widerspruch, worin sie ihm beim Verwehren und Verwünschen des Rauchens den nettesten, zierlichsten Tabaksbeutel sticken und stricken.


Die einzigen Arzneien, die Weibern mehr nützen als schaden, sind höchstens Kleider.


O ihr gedrückten Menschen, wie überlebt ihr Müden es, o wie könnt ihr denn alt werden, wenn der Kreis der Jugendgestalten zerbricht, und endlich ganz unterliegt, wenn die Gräber eurer Freunde wie Stufen zu euern eigenen hinuntergehen, und wenn das Alter die stumme,, leere Abendstunde eines erkalteten Schlachtfeldes ist; o ihr armen Menschen, wie kann es euer Herz ertragen!


Der blödeste Mensch ist, wenn viel Phantasie unter seinen Taten glimmt, der Herzhafteste, wenn sie emporlodert.


Die Wunden, die die Maschinen des Schicksals in uns schneiden, fallen bald zu; aber eine, die uns das rostige, stumpfe Marterinstrument eines ungerechten Menschen reißet, fängt zu eitern an und schließt sich spät.


Über Erziehung schreiben, heißt, beinahe über alles auf einmal schreiben.


Man erblicke das Große nicht in der Menge der verbundenen aber doch kleinen Einzelwesen, man schaue das Große in der Macht, die Millionen Geister zu einem Bunde berechnete und aneinanderschloß.


Wenn Selbsterkenntnis der Weg zur Tugend ist, so ist die Tugend noch mehr der Weg zur Selbsterkenntnis.


Auf Kinder wirkt nichts so schwach, als eine Drohung, die nicht noch vor Abend in Erfüllung geht.


Eine Ehe wird nicht glücklich durch Liebe – oft das Gegenteil, – sondern durch Vernunft.


Geheimnisse in der Ehe sind gefährlich und nichtig; ihre Scheide bedeckt immer einen Dolch, den die Zeit zieht.


Zweck und Erfolg, dem Körper Arbeit zuzumuten, ist nicht sowohl Gesundheitsanstalt und Verlängerung des Lebens, als die Aus- und Zurüstung desselben wider das Ungemach und für die Heiterkeit und Tätigkeit.


Wer die Erde verloren, schaue gen Himmel; wer sie gewonnen, schaue wieder zum Himmel; er heilt das verblutete wie das pochende Herz.


Die Lüge, der fressende Lippenkrebs des inneren Menschen, wird vom Gefühl der Völker schärfer gerichtet und bestimmt als von den Philosophen.


Ein Mensch, den die Nähe eines großen Menschen nicht in Flammen und außer sich bringt, ist nichts wert.


Die Besorgnis, falsch zu scheinen, macht, daß man es scheint. Daher sieht bei einem Argwöhnischen ein Aufrichtiger halb wie ein Falscher aus.


Das Lob ist ein sanfter Ton, welcher zum Tragen unangemessener Lasten mehr stärkt, als die Drohung nur gewöhnliche aufbürden darf.


Der erste Gedanke eines Menschen, der etwas nicht findet, ist der, man hab’ es ihm gestohlen; und so häufig auch das bloße Verlieren und Verlegen gegen das seltene Bestehlen vorkommt, so glaubt er doch das nächste Mal wieder an einen Dieb.


Der Gesang teilt den Kindern den Himmel aus, denn sie haben noch keinen verloren.


Ein Lehrer auf Schulen oder Universitäten kann keine Individuen erziehen. Er erzieht bloß Gattungen.


Alle Männer sind doch irgendwo Pedanten, die guten in der sogenannten Moralität.


Alle Mittel und Künste der Erziehung werden erst durch das Ideal bzw. das Urbild bestimmt.


Auf Bergen ist früher Licht und Eis als unten.


Berlin ist mehr ein Weltteil als eine Stadt.


Das Alter ist nicht trübe, weil darin unsere Freuden, sondern weil unsere Hoffnungen aufhören.


Das Gebet macht rein; es ist eine Selbstpredigt.


Das Gespräch der meisten Gelehrten untereinander ist weiter nichts als ein gegenseitiges heimliches, höfliches Examinieren.


Das schöne am Frühling ist, daß er immer dann kommt, wenn man ihn am dringendsten braucht.


Das Leben, besonders das sittliche, hat Flug, dann Sprung, dann Schritt, endlich Stand; jedes Jahr läßt sich der Mensch weniger bekehren.


Das Leben wird wie das Meerwasser nicht eher süß, als bis es zum Himmel steigt.


Das schönste, was wir in der Vergangenheit angetroffen haben, ist die Hoffnung.


Das Unrecht, das dir geschieht, treibe lächelnd ab, aber nicht als Individuum, sondern als Menschheit; diese sollte sich nicht alles gefallen lassen.


Das Ziel muß man früher kennen, als die Bahn.


Den Unmut über unsere Fehler lassen wir an der Art aus, mit der der Freund sie uns entdeckte. Geschah es frei, so zürnen wir über seine Unbescheidenheit, Plumpheit und Grobheit, geschah es fein, über seine Verstellung.


Der Aberglaube ist das ungeheure, fast hilflose Gefühl, womit der stille Geist gleichsam in der wilden Riesenmühle des Weltalls betäubt steht und einsam.


Der Furchtsame erschrickt vor der Gefahr, der Feige in ihr, der Mutige nach ihr.


Der Mensch hält sein Leiden für das der Menschheit wie die Bienen das Tropfen des Bienenstandes, wenn schon die Sonne wieder scheint, für Regen nehmen und nicht ausfliegen.


Der Witz ist der verkleidete Pastor, der jedes Paar traut.


Der Zank in der Ehe ist die Schneedecke, unter der sich die Liebe warm hält.


Die Armut und die Hoffnung sind Mutter und Tochter. Indem man sich mit der Tochter unterhält, vergißt man die andere.


Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.


Die Leiden sind wie Gewitterwolken: in der Ferne sehen sie schwarz aus, über uns kaum grau.


Die Liebe der Menschen ist leichter zu erlangen als wiederzuerlangen.


Die meisten Ehekriege kommen nicht davon, daß man die Wahrheit sagt, sondern daß man sie, unbekümmert um jede Zeit, sogleich sagt.


Die Menschen sollen sich einander bei den Händen fassen und nicht nur gut sein, sondern auch froh. Die Freude ist der Sommer, der die inneren Früchte färbt und schmilzt.


Die schlimmsten Fehler macht man in der Absicht, einen begangenen Fehler wieder gutzumachen.


Die Weiber mögen lieber von als in der Liebe sprechen, die Männer umgekehrt.


Ein Dummer denkt, man kennt keine anderen Wege, ihn auszulisten, als seine.


Ein Dummer mit Lebhaftigkeit ist das lächerlichste Geschöpf.


Ein Weiberfeind ist auch ein Menschenfeind.


Eine Frau kann einem die Achtung für ihr Geschlecht einflößen, aber mehrere auf einmal vermindern sie.


Eine Frau kann sich keinen festeren und reineren Freund erwählen, als den Liebhaber einer anderen.


Eine Gattin verzeiht leichter Untreue und Freude an fremden Reizen, als Kälte gegen ihre.


Eine gewisse Seelengröße macht zur Menschenkenntnis unfähig.


Einen guten Freund zu haben ist von allen Gottesgaben die reinste, denn diese Art Liebe kennt keine wechselseitige Belohnung. Sie ist nicht ererbt wie bei der Familie. Sie ist nicht zwingend wie die zu einem Kind. Und sie verfügt nicht über das Mittel körperlicher Freuden wie in der Ehe. Deshalb ist sie eine unbeschreibliche Bindung, die eine weit tiefere Hingabe mit sich bringt als alle anderen.


Er heiratete sie, weil er sie liebte. Sie liebte ihn, weil er sie heiratete.


Er ist sein eigenes Gebeinhaus.


Er zog sein schlechtestes Gewand an, wenn er mit jemandem ausging, der ärmer war als er.


Es gibt Menschen und Zeiten, wo einen rechtschaffenen Mann nichts mehr erquicken könnte, als – Prügel, die er gäbe.


Es ist beinahe nicht so nötig, zur Religion zu erziehen als zum Heitersein.


Es ist leichter die Menschen zu lieben als zu ertragen – viele heftig zu lieben, als keine zu hassen.


Es ist nicht immer Heuchelei, wenn derselbe Mann, der zu Hause tobt, in fremder Gesellschaft mild erscheint. Zu Hause findet er eingewurzelte wiederholte Fehler, die er zu bestrafen hat.


Es wird einem Mann bei einer ganz vernünftigen Frau nie ganz wohl; sondern nur bei einer feinen, fantasierenden, heißen, launenhaften ist er erst zu Hause.


Freiheit ist ein Gut, dessen Dasein weniger Vergnügen bereitet als seine Abwesenheit Schmerzen.


Freuden sind unsere Flügel, Schmerzen unsere Sporen.


Glaube mir, die Weiber haben größere Schmerzen als die, worüber sie weinen.


Humor ist überwundenes Leiden an der Welt.


“Ich lege mich Ihnen zu Füßen, weil diese doch immer noch der reinlichere Ort sind als Ihr Herz.”


Im längsten Frieden spricht der Mensch nicht soviel Unsinn und Unwahrheit wie im kürzesten Krieg.


Im Leben ist’s wie am Himmel. Eben dadurch, daß Sternbilder auf der einen Seite runtersinken, müssen neue auf der anderen herauf.


In der Einsamkeit wird der gute Teil des Menschen, in der Menge der schlechte vergrößert; jener bekommt dort die Waffen, dieser fühlt sie hier. In der Gesellschaft lernt man die Tugend nicht.


Jeder Mensch glaubt, er sei der wichtigste, der beste; aber nur der Narr und der Dummkopf haben den Mut, es auszusprechen.


Kinder und Uhren dürfen nicht ständig aufgezogen werden: man muß sie auch mal gehen lassen.


Kraft und Liebe sind zwei Gegensätze des inneren Menschen; aber Religion ist die göttliche Gleichsetzung beider und der Mensch im Menschen.


Man fragt den anderen meistens um Rat, nicht weil man nicht weiß, was man tun soll, sondern weil man es eben weiß, aber ungern tut und vom Ratgeber eine Hilfe für die leidende Neigung erwartet.


Man kann jemanden bis zum Überdruß widerlegen, ohne ihn zu überzeugen. Das Gefühl überlebt die Einsicht.


Man kommt leichter zu jedem andern als zu sich.


Man liebt viel stärker, wenn man eine Freude zu machen vorhat, als eine Stunde darauf, wenn man sie gemacht hat.


Man widerlegt lieber den, der zu schwer als der zu leicht zu widerlegen ist.


Mit einer Kindheit voll Liebe kann man ein halbes Leben hindurch für die kalte Welt haushalten.


Nicht der äußere Mensch, sondern der innere hat Spiegel nötig. Man kann sich nicht anders sehen als im Auge eines fremden Sehers.


Poesie ist wie ein Duft, der sich verflüchtigt und dabei in unserer Seele die Essenz der Schönheit zurückläßt


Schulet Kinder durch Kinder!


Schwache und verschrobene Köpfe verschieben und verändern sich am wenigsten wieder, und ihr innerer Mensch kleidet sich sparsam um. Ebenso mausern sich Kapaune nie.


Sei froh, daß du leiden kannst, sei froh, daß du fühlen kannst… Wie willst du wissen, ob es dir gut oder schlecht geht, wenn du nicht beides miteinander vergleichen kannst?


Sie sehen darauf, daß man sich bei ihnen entschuldige, nicht wie.


Sprachkürze gibt Denkweite.


Steh deinem Freund mit deinem Rat zur Seite, so gut du kannst, auch wenn er dir nicht glauben will. Du aber bist dazu verpflichtet ihm guten Rat zu erteilen.


Um den Einsamen schleichen Gespenster.


Verzweiflung ist der einzige echte Atheismus.


Wenn der Mensch keinen Rat mehr weiß, fangen die Wege der Vorsehung an.


Wenn man die Verteidigung nicht widerlegen kann, tadelt man die Art derselben.


Wer an das Gute im Menschen glaubt, bewirkt das Gute im Menschen.


Wer der Weisheit die Gesundheit opfert, hat meistens die Weisheit auch mitgeopfert.


Wer die Wahrheit geigt, dem schlägt man leicht die Fidel auf den Kopf.


Wer nicht zuweilen zuviel und zu weich empfindet, der empfindet gewiß immer zu wenig.


Wer verrät, er verwahre ein Geheimnis, hat schon dessen erste Hälfte ausgeliefert. Und die zweite wird er nicht lange behalten.


Wie soll ohne die ideale Jugendcrew das Leben reifen oder der Wein ohne August?


Zehn Küsse werden leichter vergessen als ein Kuß.


Zürnt dein Freund mit dir, so verschaff ihm Gelegenheit, dir einen großen Gefallen zu erweisen. Darüber muß sein Herz zerfließen, und er wird dich wieder lieben.


Glücksspiele werden verboten – das längste ausgenommen, das Leben.


Man sollte nicht Zeitvertreib, sondern Zeitgenuß sagen.


Nichts ist gefährlicher, als zwei Menschen auszusöhnen, sie zu entzweien, ist viel sicherer und leichter.


Kindergebete sind leer und kalt und eigentlich nur Überreste des jüdisch-christlichen Opferglaubens, der durch Unschuldige statt durch Unschuld versöhnen und gewinnen will.


Der Witz ist die Bemerkung des Verhältnisses zwischen entfernten Ideen.


Wir sind Tiere in einem Glase, wir halten die durchsichtige Schranke für keine und stoßen immer daran.


Jeder Freund ist des anderen Sonne; er zieht und er folgt.


Ich möchte dabeistehen können bei allen Aussöhnungen der Welt, weil uns keine Liebe so sehr bewegt, wie die wiederkehrende.


Der Mensch ist nie so schön, als wenn er um Verzeihung bittet oder selbst verzeiht.


Furcht ist egoistischer als Mut, denn sie ist bedürftiger.


Mangel an Verschwiegenheit entsteht meist aus Mangel an Redestoff.


Wer den kleinsten Teil eines Geheimnisses hingibt, hat den anderen nicht mehr in seiner Gewalt.


Auf Rechte ist man nicht stolz, aber auf Vorrechte.


Für manche ist das Leben ein Bette, worin sie immer nur gekrümmt liegen können.


Heiterkeit hat nur der Mensch, Genuß das Tier.


O Kindheit, Jugend! Wie viel hat man, eh’ man etwas ist! – Und wie kehrt sich nachher alles um!


Am andern liebt man Vollkommenheiten, an sich nicht.


Wo es so aussieht als wäre nichts zu tun, ist bereits alles getan worden.


Die Not ist die Mutter der Künste, aber auch die Großmutter der Laster.


Wer die Vergangenheit liebt, der liebt eigentlich das Leben. Die Gegenwart bleibt flüchtig, selbst wenn ihre Fülle sie ewig erscheinen läßt. Liebt man das Leben, so liebt man die Vergangenheit, denn die Eindrücke der Gegenwart bestehen in der Erinnerung fort.


Das Reich des Unbewußten kann einmal als das Reich des Bewußten erobert werden. Denn die Besonnenheit kann sich steigern, da sie sich ja schon in den großen Unterschieden und Sprüngen von Wilden zu Weltweisen offenbart.


Wenn es glatteist, gehen die Menschen Arm in Arm.


Die Probe eines Genusses ist seine Erinnerung.


Das Leben gleicht einem Buche. Toren durchblättern es flüchtig; der Weise liest es mit Bedacht, weil er weiß, daß er es nur einmal lesen kann.


Daß der Verstand erst mit den Jahren kommt, sieht man nicht eher ein, als bis der Verstand und die Jahre da sind.


Der Besitz macht uns nicht halb so glücklich, wie uns der Verlust unglücklich macht.


O, der Mensch sieht oft spät ein, wie sehr er geliebt wurde, wie vergeßlich und undankbar er war, und wie groß das verkannte Herz.


Der Scherz ist unerschöpflich, nicht der Ernst.


Der Wein wirkt stärkend auf den Geisteszustand den er vorfindet; der Wein macht die Dummen dümmer und die Klugen klüger.


Man ist gerechter gegen seine Feinde als gegen seine Freunde.


Wir halten die Leichtigkeit zu sündigen für die Erlaubnis dazu.


Individualität ist überall zu schonen und zu ehren als Wurzel jedes Guten. Ich bin, was ich bin, und werde schwerlich anders.


So hetzt einen Menschen eine einzige Lüge in Irrgängen herum; es ist ebenso unmöglich, mit einer Lüge, als mit einer Kinder-Blatter durchzukommen: Eine überdeckt den ganzen Menschen mit Pocken-Materie.


Man kann die seligsten Tage haben, ohne etwas anderes dazu zu gebrauchen als blauen Himmel und grüne Frühlingserde.


Wahre Manager haben für jedes Problem eine Lösung, richtige Juristen für jede Lösung ein Problem.


Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt Leben Reisen ist.


Gegen das Fehlschlagen eines Plans gibt es keinen besseren Trost, als auf der Stelle einen neuen zu machen.


Ferne Berge sind erhabener als nahe.


Nur im Gebet darf der Mensch alles sagen und wagen.


Der Mantel der Liebe bedecket alle Fehler.


Genuß ist eine sich selbst verzehrende Rakete.


Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde; Briefe sind nur dünnere Bücher für die Welt.


Zur Freundschaft gehört, daß wir einander gleichen, einander in einigem übertreffen, einander in einigem nicht erreichen.


Jede Liebe glaubt an die doppelte Unsterblichkeit, an die eigene und die fremde. Wenn sie fürchten kann, jemals aufzuhören so hat sie schon aufgehört. Es ist für unser Herz einerlei ob der Geliebte verschwindet oder nur seine Liebe.


Wie ein Prometheus-Geier hängt Liebe-Sehnsucht sich an das Herz und verwundet es, aber nur um es zu vergrößern.


Solang ein Weib liebt, liebt es in einem fort – ein Mann hat dazwischen zu tun.


Dein Leben sei der verlängerte Mai, deine Ehe die verlängerte Liebe.


Jeder hat eine andre Art, das Geld zu zählen; der eine nach 4, der andre nach 5 Groschen.


Nach der Kraft gibt es nichts so Hohes, als ihre Beherrschung.


Man hört in der Welt leichter ein Echo als eine Antwort.


Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben, über die Sterne.


Die Völker und die einzelnen Menschen sind nur am besten, wenn sie am frohesten sind, und sie verdienen den Himmel, wenn sie ihn genießen.


Essen nimmt, Trinken gibt Enthusiasmus.


Je mehr man getrunken, desto mehr lobt man den Wirt und sein Bier.


Die Trunkenheit vermehrt schön zwei schöne Dinge, Mut und Liebe.


Das Sehnen nach Liebe ist selber Liebe.


Die Mütter geben unserem Geiste Wärme und die Väter Licht.


Wer nicht fröhlich beginnt, kann auch nichts Fröhliches schaffen.


Man lernt Verschwiegenheit am meisten unter Menschen, die keine haben – und Plauderhaftigkeit unter Verschwiegenen.


Die Heidentugend der Verschwiegenheit fordert zu ihrer Übzeit die Kraft der anreifenden Vernunft; nur die Vernunft lehrt schweigen, das Herz lehrt reden.


Das Meer der Zeit ist nur eine Woge auf dem Meere der Ewigkeit.


Der Mensch ist frei und ohne Grenze nicht in dem, was er machen oder genießen, sondern in dem, was er entbehren will; alles kann er, wenn er will, entbehren wollen!


Das stille häusliche Glück ist darum das edelste, weil wir es ununterbrochen genießen können. Geräuschvolles Vergnügen ist nur ein fremder Gast.


Verbote wirken nichts, aber Beispiele der Milde wirken alles.


Verachte das Leben, um es zu genießen.


Es ist der Geist der Ewigkeit der jeden Geist der Zeit richtet und überschaut.


Je jünger, einfacher und frommer die Völker, desto mehr Tierliebe.


Warte nie auf außerordentliche Lagen zum Gut-Sein, denn die alltäglichste ist die beste dazu.


Das schönste an einem Feiertag ist die Aussicht auf einen zweiten. Daher ist der letzte stets ein Aschermittwoch.


Solange ein Mensch ein Buch schreibt, kann er nicht unglücklich sein.


Man gibt seine Kinder auf die Schule, daß sie still werden, auf die Hochschule, daß sie laut werden.


Das größte unzerstörbare Wunder ist der Menschenglaube an Wunder.


Die Kunst ist zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens.


Die Liebe ist das Leben des Weibes, aber eine Episode im Leben des Mannes.


Die Zeit ist eine Larve der Ewigkeit.


Freude ist die warme Sonnenseite des Geistes und des Leibes.


Lache das Leben an! Vielleicht lacht es wider.


Mut besteht nicht darin, daß man die Gefahr blind übersieht, sondern darin, daß man sie sehend überwindet.


Wurst ist eine Götterspeise. Denn nur Gott weiß, was drin ist.


Der schönste, reichste, beste und wahrste Roman, den ich je gelesen, ist die Geschichte.


Die Menschen soll keiner belehren als einer, der sie recht herzlich liebt.


Unser ganzes Leben ist ein nie wiederkehrender Geburtstag, den wir darum heiliger und freudiger begehen sollen.


Kein Land sagt sich selbst so viele Wahrheiten als Deutschland.


Man muß an jedem Menschen so lange suchen, bis man den individuellen Punkt findet, wo er originell ist.


Wie dem Geiste nichts zu groß ist, so ist der Güte nichts zu klein.


Eigentliche Aufmerksamkeit ist so wenig einzupredigen und einzuprügeln wie ein Trieb.


Nie zeichnet der Mensch den eigenen Charakter schärfer, als in seiner Manier, einen fremden zu zeichnen.


Um originelle Leute zu finden, muß man selber Geist haben.


Der Mensch sollte nach der ersten Liebe und der ersten Freundschaft sterben: so wäre doch das Leben ihm ein Leben.


Da die Gegenwart uns nie verläßt: bemerken wir gar nicht das schnelle raubende Vorbeigehen der Vergangenheit.


Der meiste Anteil der Menschen an der Menschheit ist der der Kaufleute am Krieg.


Diese Staatsbediensteten haken und greifen wie Schindeln, um einander zu halten und zu decken.


Die Reihen sollten statt des täglichen Brots in der Bitte um täglich Hunger bitten.


Gewiß kein Freund der Gärtnerei wäre zufrieden, wenn auf einmal alles reif gewachsen da stände und er nichts zu tun hätte als zu pflücken.


Die Hoffnung mag eintreffen oder nicht, so hat sie doch das Gute, daß sie die Furcht verdrängt.


So viel sich auch um und in mir ändre: Dieselbe Sonne, die mich als Kind bestrahlte, sieht unverändert mich jetzt an.


Katzen krümmen den Rücken nur, um sich zu verteidigen.


Viele Lehrstunden hintereinander heißt in einem fort säen, so daß nichts wachsen kann; und mit der Saat die Ernte ersticken. Solange ihr die Uhr aufzieht, geht sie nicht.


Der Körper wird der Scharfrichter der Seele.


Zwei große Ärzte, Sommer und Winter – zwei große Gifte, Herbst und Frühling.


Krankheiten nützen nicht nur dem Doktor, sondern auch der Seele.


Dem Traume sind wir mehr Geschöpfe als Schöpfer; das Leben wird uns gereicht, aber wir ordnen es nicht, sondern wir unterordnen uns ihm.


Nach einem bösen Traum sieht man, welchen Stoff zu einer Hölle ein bloßes Gehirn in sich aufbewahrt.


Die Misanthropie im Alter ist weniger Haß gegen als Übersättigung mit Menschen.


Der Mensch ist nie allein – das Selbstbewußtsein macht, daß immer zwei Ichs in einer Stube sind.


Die Einsamkeit ist so nötig, daß man neben einem anderen gar nicht so frei denken kann, weil man sein Denken sich mit denkt.


Mut. Die Ursache, warum ein Mensch neben einem anderen so viel mehr Mut hat als allein, liegt tiefer. Das Alleinsein ist uns der fürchterlichste Gedanke der Schöpfung; und eine Furcht, die nie recht aus uns will.


Zu Hause sein. Wie sich der ganze Wirrwarr der Gefühle verlieret und ordnet, wenn man aus dem fremden heimkehrt in seine eigenen vier Wände! Nur zu Hause ist der Mensch ganz.


Wir sind unbegrenzt frei, nicht in dem was wir machen, sondern was wir entbehren wollen.


Die Bank am Wege erfreut als Zeichen des Kosmopolitismus.


Heiraten in der Jugend heißt, sich im Sommer einen Ofen kaufen. Erst im Winter weiß man, ob er heizt oder raucht.


Man muß über die Freuden des Lebens nicht viel reflektieren. Man genießt sie besser, ohne sie zu zählen oder zu zergliedern.


Was heiter und selig macht und erhält, ist bloß Tätigkeit.


Freiheit gibt Witz und Witz gibt Freiheit.


Lächeln des Freundes ist wie eine laufende Welle voll Licht!


Der Mensch, welcher das Leben bloß mit dem Verstand, ohne innere Poesie genießt, wird Mageres behalten, wie glänzend auch das Geschick dasselbe von außen ausstattet.


In den Augen einer Frau ist ein Lobredner anfangs ein gescheiter Mensch, endlich ein ganz hübscher Mann.


Leider sind drei Dinge schwer zu finden und zu geben: einen Charakter haben – einen zeichnen – einen erraten.


An den Menschen sind, wie an den Büchern, vorn und hinten zwei leere, weiße Buchbinderblätter: Kindheit und Greisenalter.


Einen traurigen Mann erduld’ ich, aber kein trauriges Kind.


Die Liebe braucht keine Erklärung, nur der Haß.


Je gewöhnlicher ein Mensch, desto mehr glaubt er an Rezensionen.


Kein großer Philologe hat ein poetisches oder philosophisches Meisterstück geschaffen, man ist nur froh, wenn er seine Sprache halb so gut schreibt, als er die fremde versteht.


Alles Lehren ist mehr Wärmen als Säen.


Zufriedene Menschen sind die Ordentlichsten.


Die Freude und das Lächeln sind der Sommer des Lebens.


Die Menschen verraten ihre Absichten nie leichter und stärker, als wenn sie sie verfehlen.


Heiterkeit oder Freudigkeit sind der Himmel unter dem alles gedeiht, Gift ausgenommen.


Die Zeit ist ein Augenblick. Unser Erdendasein wie unser Erdengang ein Fall durch Augenblicke.


Eigentlich begehrt und braucht jeder Mensch seinen besonderen Roman.


Wir müssen Hoffnung haben, um die Zukunft zu genießen. Wir wollen lieber eine schlimme Gegenwart mit schöner Aussicht als umgekehrt.


Um zur Wahrheit zu gelangen, sollte jeder die Meinung seines Gegners zu verteidigen versuchen.


Das Unglück der Erde war bisher, daß zwei den Krieg beschlossen und Millionen ihn ausführten und ausstanden, indes es besser, wenn auch nicht gut gewesen wäre, daß Millionen ihn beschlossen hätten und zwei gestritten.


Die Ehe fordert Heiterkeit.


Warum halten sich die Menschen für scharfsichtiger, wenn sie das geheime Böse entdecken als das geheime Gute?


Der Krieg ist der Kaiserschnitt der Menschheit: Er entbindet gewaltsam die Geister.


Freude am Strafen hat nur der Teufel.


Stille Unterordnung unter Willkür schwächt, stille Unterordnung unter Notwendigkeit stärkt.


Die höchste Krone des Helden ist die Besonnenheit mitten in Stürmen der Gegenwart.


Zur Lebensart gehört, daß man auch gegen sich höflich sei.


Niemand wird in der Welt leichter betrogen – nicht einmal die Weiber und die Fürsten – als das Gewissen.


Man muß seine Ideen verwirklichen, sonst wuchert Unkraut darüber.


Kleider sind die Waffen, womit die Schönen streiten und die sie, gleich den Soldaten, nur dann von sich werfen, wenn sie überwunden sind.


Schnee, der sich leicht ballen läßt, schmilzt bald.


Wer nach Sonnenaufgang reist, gewinnt einen Tag – wer nach der Freude reist, der gewinnt viel mehr als Jahre – ein langes Stück Ewigkeit.


Wenn uns die Menschen verlassen oder verwunden, so breitet ja noch immer der Himmel, die Erde und der kleine blühende Baum seine Arme aus und nimmt den Verletzten darin auf.


Großes Glück ist die Feuertaufe des Menschen, großes Unglück nur die Wasserprobe.


Da wir ein matteres Gedächtnis für Größe und Zahl der Leiden haben als für Freuden, so vergessen wir mit ihnen leicht auch, welche Früchte uns ihre Stechpalmen getragen.


Wenn man beim Stiche der Biene oder des Schicksals nicht stille hält, so reißet der Stachel ab und bleibt zurück.


Nonnen mager, Mönche fett, Beweis der weiblichen Mäßigkeit.


Man verbindet sich oft einen Menschen, wenn man nach dem Namen seines Hundes fragt.


Der eine sagt gerne, was er weiß, der andere was er denkt.


Trocknet die Tränen der Kinder ab! Das lange Regnen in die Blüten ist so schädlich.


Das Ansehen der Großen beruht auf der Ehrfurcht der Kleinen.


Wenn das Herz das Wahre hat und sucht, ist’s gleichgültig, wo der Kopf irrt.


Die Untertanen jagen nach keiner Freiheit als der Steuerfreiheit.


Es ist der Wahrheit nicht zuträglich, wenn ein großer Kopf mit einem dummen Gegner streitet. Da jener diesen für zu gering ansieht, so wird er ihm auch da nicht Recht lassen, wo er’s hat.


Zu viel Vertrauen ist häufig eine Dummheit, zu viel Mißtrauen immer ein Unglück.


Wo es am Scherz fehlt, fehlt es im Grunde am Ernst.


Wo einer Zeit Gott, wie die Sonne, untergehet; da tritt bald darauf auch die Welt in das Dunkel; der Verächter des Alls achtet nichts weiter als sich und fürchtet sich in der Nacht vor nichts weiter als seinen Geschöpfen.


Wir wundern uns nie über den Sonnenaufgang einer Freude, sondern immer nur über deren Untergang.


Wer auf den blumigen Höhen der Menschheit doch kein Glück erreicht, der ist, wenn er ohne Gott im Innern ist, hülfloser als der Niedrige, der wenigstens in der Anklage seiner tiefen Stellung die Hoffung der Verbesserung sucht.


Wir müssen die Wirklichkeit dem Ideal, aber nicht dieses jener anpassen.


Wenn jemand bescheiden bleibt, nicht beim Lobe, sondern beim Tadel, dann ist er’s.


Wen Erwachsene lieben, den lieben Kinder noch stärker.


Was für die Zeit erzogen wird, das wird schlechter als die Zeit.


Unter den Menschen und Borsdorfer Äpfeln sind nicht die glatten die besten, sondern die rauhen mit einigen Warzen.


Solange das Wort Gottes in einer Sprache noch dauert und tönt, so richtet es das Menschenauge nach oben auf.


Verdienste reizen zu nichts als zur Haussuchung nach Sünden.


Die alten Briten wurden öfters von tapfern Weibern in Schlachten geführt. Mehrere skandinavische Weiber waren nach Homer Seeräuberinnen. Eine Amerikanerin tut auf dem Felde und eine Pariserin im Kaufladen alles, was bei uns der Mann. Sollte es sonach genug sein, wenn ein Mädchen bloß stickt, strickt und flickt?


Die Damen sind allein schuld; sie wollen zu lange, oft ganze Wochen, ganze Monde geliebt werden. Dergleichen geht über unsere Kräfte.


Der Mensch wird wie der Stahl hart – durch öfteres Abkühlen nach Erhitzung.


Manche können nur fremde Meinungen, nicht ihre eigenen berichtigen.


Es gibt Gefühle der Menschenbrust, welche unaussprechlich bleiben, bis man die ganze körperliche Nachbarschaft der Natur, worin sie wie Düfte entstanden, als Wörter zu ihrer Beschreibung gebraucht.


Ein Buch, das nicht wert ist, zweimal gelesen zu werden, ist auch nicht wert, daß man’s einmal liest.


Der rechte Unglaube bezieht sich auf keine einzelnen Sätze und Gegensätze, sondern auf die Erblindung gegen das Ganze.


Wenn endlich die Zeit, die Trauer, der Lebenswinter ohne Liebe, unser Herz verschönert haben, treten wir alle mit unnützen Seufzern an die umgeworfenen Gestalten, die unter dem Erdfall des Grabes liegen, und sagen: “O, daß ich nun, da ich besser bin und sanfter, euch nicht mehr habe und nicht mehr lieben kann.” Was bleibt uns noch übrig als ein vergeblicher Schmerz, als eine stumme Reue und unaufhörliche bittere Tränen? — Nein, etwas Besseres bleibt uns übrig: eine wärmere, teurere, schönere Liebe gegen die Seele, die wir noch nicht verloren haben.


Wirf, du Erdensohn, deinen Anker nicht in die Tiefe des Erdenschlammes, sondern in die Höhe des Himmelsblaues, und dein Schifflein wird fest ankern im Sturm.


Liebe ist ewig ein Schmerz, entweder ein bitterer oder ein süßer, immer eine Nacht, worin kein Stern aufgeht, ohne daß einer hinter unserm Rücken untertaucht. – Freundschaft ist ein Tag, wo nichts untergeht, als einmal die Sonne, und dann ist’s schwarz, und der Teufel erscheint.


Wenigstens trägt das schöne Geschlecht in die leeren Zellen seines Gehirns, zum Ersatz für den verlorenen Gedanken, den Honigsaft aus den neuesten Magazinen.


An einem Glück oder Unglück ist man nie schuld, aber am wiederkehrenden.


Nicht die Schwäche, nur die Kraft will immer ein und dasselbe, und das heißt eben Gesetz.


Hunger und Sättigung herrschen in vermischter Regierungsform über die Welt.


Willst du die Mängel deiner guten zukünftigen Frau leicht voraus wissen, so gib nur auf diejenigen Acht, welcher der Braut von den Eltern und Geschwistern, oft nur leise und lächelnd vorgeworfen werden. Diese folgen ihr als die gewisseste Mtgift.


Der gute Mensch sucht oft durch aufopfernde Taten sein Gewissen mit seinen Gedanken zu versöhnen.


Der bessere Mensch findet die Freude erst nach einer guten Tat am süßesten, das Osterfest nach einer Passionswoche.


Das Ehrgefühl ist das Beste im Menschen, alle anderen Gefühle, selbst die edelsten, lassen ihn in Stunden aus ihren Armen fallen, wo ihn das Ehrgefühl in seinen empor hält. Unter Menschen, deren Leidenschaften ineinander schreien, gewährt bloß ihr Ehrgefühl dem Freunde, dem Gläubigen und der Geliebten eine eiserne Sicherheit.


Wenn auch Bücher nicht gut oder schlecht machen, besser oder schlechter machen sie doch.


O, wenn wir doch jede Sünde, zu der wir oder Andere uns versuchen, ein paar Tage vorher von einem wahren Schuft hätten begehen sehen, den wir anspeien!


Mäßiges Verleumden … sollte man einer Ehefrau, als einen geringen Ersatz ihrer verlorenen Schmeicheleien, eher erleichtern als versalzen.


Das tugendhafte Herz wird, wie der Körper, mehr durch Arbeit, als durch gute Nahrung gesund und stark.


Dies ist keine vollständige liste der zitate von Jean-Paul. Zitate anderer autoren sind ebenfalls verfügbar.